Kongo/ Wussten Sie schon? Das Volkstheater von Brazzaville: ein Spiegel des Volkes, durch das Volk und für das Volk
Wenn man von Kultur im Kongo spricht, denkt man oft an Rumba, Masken oder Sape. Dabei wird jedoch vergessen, dass Brazzaville auch die Wiege eines lebendigen und engagierten Volkstheaters ist, das das soziale und politische Bewusstsein mehrerer Generationen geprägt hat.
Das kongolesische Volkstheater, das in den 1960er Jahren in den Arbeitervierteln entstand, unterscheidet sich vom klassischen Theater durch seine Sprache (Lingala oder Kituba), seinen prägnanten Humor und seine Nähe zur Alltagsrealität der Menschen. Es wurde in Gemeinschaftshöfen, auf öffentlichen Plätzen oder in Kulturhäusern aufgeführt und zog ein vielfältiges Publikum an, das oftmals nicht an die sogenannten "offiziellen" Kunstformen gewöhnt war.
Truppen wie "Les Béjarts du Congo", "Nzoto na nzoto" oder "Mbongui théâtre" verstanden es, in ihren Stücken die Ungerechtigkeit zu entlarven.Ungerechtigkeiten aufdecken, sich über die Schwächen der Gesellschaft lustig machen und starke Botschaften über Korruption, Familienkonflikte, Hexerei oder Migrationsträume vermitteln. Das Volkstheater wurde so zu einem Instrument der Gesellschaftskritik, einem Kanal der Volksbildung, aber auch zu einer Form des kulturellen Widerstands.
Dieses Theater beschränkte sich nicht auf das gesprochene Wort: Es mischte Musik, Tanz, direkte Ansprache des Publikums und manchmal sogar Improvisationen. Das alles in einem burlesken oder tragischen Stil, der sowohl zum Lachen als auch zum Nachdenken anregte. Der Schauspieler war jedoch kein Star, wie wir ihn heute kennen. Er war ein Botschafter, ein Spiegel der Gesellschaft.
Trotz des Mangels an institutioneller Unterstützung und des Verschwindens einiger kultureller Infrastrukturen ist das kongolesische Volkstheater immer noch stark. Es lebt heute auf Stadtfestivals, in Gemeinschaftsinitiativen und sozialen Netzwerken wieder auf, dank einer neuen Generation von Künstlern, die entschlossen sind, auf ihre Weise wahrhaftig zu sprechen.
Einige Theaterstücke von Dramatikern
"Attitude Clando" von Dieudonné Niangouna, "La femme cannibale" von Jean Jules Koukou, "Cafard" von Julien Bissila und "Nu de la rue" von Fortuné Koumba Kaf.
Quelle: www.adiac-congo.com/