Deutschland/Krankenpflegepraktikanten aus dem Kosovo werden in Brandenburg ausgebildet

Veröffentlicht am 17/11/2023 | La rédaction

Deutschland

Neue Wege gegen den Krankenschwesternmangel: Die ersten Schüler aus dem Kosovo haben ihre Ausbildung zur Krankenschwester im Johanniter-Krankenhaus in Treuenbrietzen begonnen - ein Modell für andere Krankenhäuser in Brandenburg.

Rheumatologie, Pneumologie, Allergologie: Nach sechs Wochen theoretischem Unterricht werden Endrit Bilalli und die drei anderen kosovarischen Praktikanten zum ersten Mal auf einer Station des Johanniter-Krankenhauses in Treuenbrietzen (Potsdam-Mittelmark) eingesetzt. Einige Abläufe, wie die persönliche Hygiene, sind für Endrit noch neu, andere kannte er bereits aus der Krankenpflegeschule im Kosovo: "Dort habe ich Infusionen und Injektionen verabreicht und Wunden versorgt. Lernen macht Spaß, sagen alle vier, und ihre deutschen Klassenkameraden in der Krankenpflegeschule helfen ihnen sehr. Dennoch sind viele Dinge in Deutschland und im Kosovo anders. Auch der 20-jährige Shasivar Kadrijaj war noch nie zuvor im Ausland. Er sagt, dass er seine Eltern und Geschwister jeden Tag anruft. Sie freuen sich sehr, dass er die Stelle als Trainer in Deutschland bekommen hat. Und sie sind stolz. Die Jugendarbeitslosigkeit im Kosovo liegt bei über 50 Prozent. "Die Anstrengung lohnt sich" Das gemeinsame Kochen hilft gegen das gelegentliche Heimweh - obwohl der Start in Deutschland für sie nicht so schwierig war, sagt Fitore Gashi. "Ich habe meine Schwester in Berlin. Meine Freunde machen es mir leicht. Und wir haben Frau Koch - sie unterstützt uns sehr." Die Rede ist von Anne Koch, der Aufnahmeleiterin, die vom Johanniter-Krankenhaus eigens dafür eingestellt wurde, ausländischen Praktikanten und Mitarbeitern den Einstieg in Treuenbrietzen zu erleichtern. Anne Koch kümmert sich um die Möbel, die Krankenversicherung, die Handyverträge und sorgt dafür, dass sich die Neuankömmlinge hier schnell zu Hause fühlen. "Das klappt sehr gut", sagt sie. "Wir haben zum Beispiel vereinbart, gemeinsam joggen zu gehen, und gestern waren wir mit einem Klassenkameraden shoppen." Koch zufolge ist der Aufwand für die Integration zwar immens, aber auch extrem wichtig und lohnt sich langfristig. Langer Auswahlprozess Zwischen dem Auswahlprozess und der Ankunft der kosovarischen Krankenpflegeschüler in Brandenburg liegt mehr als ein Jahr. Im Kosovo finden Vorbereitungskurse und Deutschkurse statt - und erst wenn beides bestanden und alle Formalitäten geklärt sind, dürfen die jungen Leute nach Deutschland einreisen. Das Land Brandenburg investiert 230.000 Euro pro Jahr in dieses Pilotprojekt "National Matching" - zunächst befristet bis 2024. Baden-Württemberg ist das Vorbild. Dort ist die Anwerbung von Pflegepraktikanten aus dem Kosovo seit Jahren etabliert. Allerdings tragen interessierte Kliniken und Pflegeeinrichtungen in Brandenburg den größten Teil der Vorbereitungskosten, etwa 4.000 Euro pro Praktikant. Hinzu kommen später noch die Kosten für Deutschkurse und die Unterkunft in Deutschland. Die Leitung der Klinik Treuenbrietzen hofft, dass sich die sorgfältige Auswahl und die gute Integration am Ende auszahlen werden, da die Pflegekräfte aus dem Kosovo bleiben und das Team langfristig verstärken sollen. Jeder fünfte Pflegepraktikant kommt aus dem Ausland Andere Kliniken und Pflegeeinrichtungen in Brandenburg wollen es ihren Kollegen in Treuenbrietzen gleichtun. Der Personalleiter Matthias Rehder von den Havelland Kliniken ist ebenfalls in den Kosovo gereist, um vier Praktikanten für seine Krankenpflegeschule auszuwählen. "Als Schule brauchen wir Schüler, um die Klassen zu füllen", erklärt Rehder. "Der Bedarf an Pflegekräften ist immens. "Sie haben immer geübt und viele Dinge eingestellt, aber jetzt brauchen Sie "noch mehr". Der Bedarf an Pflegekräften in den Sana-Kliniken in der Niederlausitz ist ebenso groß. Etwa jeder fünfte Auszubildende in den beiden Pflegeklassen kommt mittlerweile aus dem Ausland, berichtet Teresa Sommer, die für die Personalrekrutierung zuständig ist. Geförderte Projekte wie das im Kosovo erleichtern den Kliniken die Abläufe - aber es gibt auch viele Direktbewerbungen aus dem Ausland. "Wir haben mittlerweile auch afrikanische Studenten, die extrem erfolgreich sind, sich sehr gut integrieren und ein hohes Maß an Eigeninitiative zeigen."Voraussetzung für einen Ausbildungsvertrag sind jedoch immer gute Sprachkenntnisse oder zumindest solche, auf die man aufbauen kann", erklärt Sommer. Nach dem erfolgreichen Vorbereitungskurs und der Deutschprüfung im Kosovo könnten im nächsten Jahr die nächsten 30 Pflegeauszubildenden nach Brandenburg kommen. Die acht Kliniken und Pflegeeinrichtungen des Projekts zählen auf sie.

Quelle: www.tagesschau.de/


Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Teilen Sie ihn ...

Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

Ihr Kommentar wird nach der Validierung veröffentlicht.